Einleitung
Eine Zentrale, sie alle zu knechten. Mehr oder weniger so lautet das Versprechen des Homey Pro. Mann kennt es: Smart Home, das eigentlich vieles einfacher machen soll, artet in der Realität oft in ein Hin- und Herwechseln zwischen unterschiedlichen Apps über mehrere Zentralen aus. Und auch die Systemwelten von Google, Apple, Samsung und Amazon sind in ihrer Funktionalität oft stark eingeschränkt. Homey will diesem Hickhack den Garaus machen und verspricht, das gesamte Smart Home in einer App mit nur einer Zentrale zu vereinen. Doch wie gut funktioniert das wirklich? Wir haben es ausprobiert.
Was ist Homey?
Homey ist eine App, bzw. eine Smart Home-Zentrale, die Geräte verschiedener Hersteller und Protokolle miteinander verbinden kann. Das bedeutet, Du kannst Geräte von Philips Hue, IKEA TRÅDFRI, tado°, Nuki und vielen anderen Herstellern in einem System steuern.
Homey Pro vs. Homey Bridge
Es gibt zwei verschiedene Modelle: Pro und Bridge. Homey Pro ist die leistungsstärkere Zentrale mit mehr Funktionen und Speicherplatz. Homey Bridge ist die günstigere Alternative mit etwas weniger Leistung und eingeschränkten Funktionen. Auf die Unterschiede gehen wir weiter unten ein.
Homey Pro im Test: Erster Eindruck & Optik
Homey Pro ist die Smart Home Zentrale, die alles kann. Das kompakte Gerät wirkt elegant und unscheinbar. Unter der Oberfläche verbirgt sich jedoch ein wahres Multitalent. Die Zentrale beherrscht neben WLAN auch Bluetooth, Zigbee, Z-Wave, Thread, 433 MHz-Funk und sogar Infrarot. Damit kann die Zentrale in der Theorie so ziemlich jede Smart Home Bridge ersetzen. Dank Infrarot kann Homey Pro sogar Fernbedienungen ersetzen, etwa für den heimischen Fernseher.

Ein LED-Ring an der Unterseite leuchtet in Regenbogenfarben, kann aber auch durch rotes Licht auf Fehler hindeuten. In der App lässt sich die Beleuchtung auch ganz abschalten.
Die Homey App
Damit das alles funktioniert, wird alles über die Homey App eingerichtet und gesteuert. Die kann man sich beinahe wie eine einsteigerfreundliche Alternative zu Home Assistant vorstellen. Hier bieten sich Möglichkeiten, die in anderen Systemwelten wie etwa Google Home so nie möglich waren. Doch dazu später mehr.
Homey Pro Installation & Einrichtung
Homey Pro ist im Handumdrehen installiert. Einfach das beiliegende USB-C-Kabel samt Netzstecker anschließen, die App herunterladen, ein kostenloses Nutzerkonto erstellen und die Zentrale mit dem heimischen WLAN verbinden. Alternativ lässt sich ein LAN-Adapter dazukaufen, der in den USB-C-Anschluss gesteckt wird und den Strom vom Netzteil durchleitet. Schon geht’s an die Einrichtung der Smart Home Geräte.
- Der Mittelpunkt Deines Smart Homes
- Ethernet-Adapter für stabile Verbindung
- Über tausend unterstützte Marken
- Alle gängigen Smart Home Protokolle
- Automatisiere Dein Zuhause mit Flows
- Steuerung per Homey App oder Stimme
Geräte mit Homey Pro verbinden
Dafür schauen wir uns zwei mögliche Szenarien am Beispiel Philips Hue an. Im ersten Beispiel fügen wir ein bestehendes Philips Hue System samt Bridge hinzu. Homey bietet einen eigenen App-Katalog, in dem sowohl offizielle Apps zu finden sind, als auch von der Community entwickelte Apps. Die Apps werden jedoch nicht auf dem Smartphone installiert, sondern direkt auf Homey Pro. So werden die wichtigsten Funktionen der jeweiligen Hersteller-App direkt in der Homey App verfügbar.
Also suchen wir im App-Katalog nach der offiziellen Philips Hue App, klicken auf “Herunterladen” und schon wird sie auf die Zentrale geladen. Wenn wir nun ein Gerät hinzufügen wollen, klicken wir in der Auswahl auf das Philips Hue Logo und schon nach kurzer Suche wird unsere Philips Hue Bridge gefunden. Fügen wir die hinzu, können wir noch für jede verbundene Lampe einen Namen und ein Symbol festlegen und ordnen sie einem Raum zu.
Homey Pro ersetzt Bridges und Fernbedienungen
Im zweiten Beispiel richten wir die Lampen ohne Philips Hue Bridge ein. Die wird hier von Homey Pro ersetzt. Der Ablauf hier ist der gleiche, nur dass die Lampen zurückgesetzt und eingeschaltet sein müssen, damit sie in der Gerätesuche auftauchen. Der einzige Unterschied in diesem Beispiel ist, dass wir keine zuvor gespeicherten Szenen haben. Die werden nämlich auf der Philips Hue Bridge gespeichert. Ohne Bridge keine Szenen. Trotzdem können wir auch hier eigene Flows einrichten. Außerdem können wir für einzelne Lampen oder ganze Bereiche in der Homey-App sogenannte “Moods” erstellen, die quasi das Gleiche sind, wie eine Szene in der Hue-App.

Flows erstellen mit Homey Pro
Ab jetzt können wir die hinzugefügten Lampen direkt in der Homey App steuern und Automationen erstellen, die hier “Flows” heißen. Dabei offenbart sich die Magie der Homey Apps: Alle Szenen, die wir in der Philips Hue App für verschiedene Bereiche gespeichert haben, können hier direkt in einen Flow eingebunden werden. So stellen wir ein, unter welchen Bedingungen welche Lampe ein- oder ausgeschaltet wird, wie stark sie gedimmt wird, in welcher Farbe sie leuchtet oder welche Szene ausgelöst wird.

Für jeden Flow können wir dabei aus einer Unmenge an Bedingungen wählen, die als Auslöser oder zusätzliche Bedingung gelten können:
- Eine bestimmte Uhrzeit
- Sonnenauf- oder Untergang
- Wenn jemand nach Hause kommt, das Zuhause verlässt oder anwesend ist
- Ein anderes verbundenes Gerät wird ein- oder ausgeschaltet
- Ein gestellter Wecker geht los
- Musik wird auf einem Lautsprecher abgespielt
- Eine Funktion einer anderen App wurde ausgelöst (etwa eine Philips Hue Szene)
- Und und und …
Beispiele für Flows
In unserem Test-Setup haben wir Philips Hue-Lampen, tado° X-Thermostate, ein Nuki Türschloss, Eve-Zwischenstecker, tink Basics Tür-/Fensterkontakte, Google Nest-Lautsprecher und sogar einen Samsung-Fernseher verknüpft. Hier sind einige Flows, die wir einrichten konnten:
Steigt in einem Raum die von den tado°-Thermostaten gemessene Luftfeuchtigkeit auf über 60 %, ploppt eine Nachricht auf dem Smartphone auf, dass in dem Raum gelüftet werden sollte.
Geht die Sonne unter, schalten sich alle Lichter im Wohnzimmer ein.
Nach 21 Uhr werden die Filament-Lampen im Wohnzimmer gedimmt.
Verlässt die letzte Person das Haus, gehen alle Lichter aus und die Tür wird verriegelt.
Löst der Türkontakt an der Eingangstür aus, während niemand zu Hause ist, ploppt eine Nachricht auf dem Smartphone auf.
Wird die Tür geschlossen, während kein Nutzer anwesend ist, wird die Tür verriegelt (Für den Fall, dass Besuch da war).
Wird der Fernseher nach Sonnenuntergang eingeschaltet, werden die Lichter im Wohnzimmer gedimmt.
Advanced Flows und Skripte
Dabei kratzen wir mit diesen Flows gerade einmal an der Oberfläche dessen, was möglich ist. Über die Web-App lassen sich noch erweiterte Flows erstellen, bei denen mehrere Bedingungen als Variablen verknüpft werden können. Und wer sich mit Programmieren auskennt, kann sogar einen Skript-Editor verwenden.
Homey App: Hoch individualisierbar
Die Startseite in der Homey App lässt sich mit Widgets anpassen. Auch hier ist die Auswahl riesig. Ausgewählte Geräte, Flows oder Moods lassen sich ebenso anzeigen wie Nutzer, eine Zeitleiste, Raumklima und Lampen in einem Raum, Diagramme und mehr. Mehrere Widgets lassen sich auch zu einem Dashboard zusammenfassen, das dann wiederum als Verknüpfung auf der Startseite hinterlegt werden kann.
Homey hat bereits eine weltweit aktive Community, die nicht nur Hilfestellungen bietet, sondern auch eigene Apps entwickelt, die Du auf Homey Pro oder Bridge herunterladen kannst. So bieten manche Apps Funktionen für Geräte, die von der offiziellen App nicht unterstützt werden oder für Geräte, die noch keine offizielle App im Katalog haben. Andere Community-Apps bieten neue Widgets für die Startseite. Auch hier sind die Möglichkeiten riesig und es lohnt sich, den Katalog zu erkunden.
Verbrauchsübersicht und Klima
Ein nettes Extra ist die Verbrauchsübersicht. Für alle Geräte, die nicht von sich aus den Stromverbrauch messen, kann manuell hinterlegt werden, wie viel Watt jeweils angeschaltet und im Standby-Modus verbraucht werden. In der Verbrauchsübersicht wird dann in Echtzeit angezeigt, wie sich der Stromverbrauch auf die einzelnen Räume aufteilt. Mit einem smarten Stromzähler könnte sogar der Stromverbrauch für den ganzen Haushalt als Diagramm in einem Widget angezeigt werden.

Die Klimaübersicht zeigt die Thermostate in den einzelnen Räumen an und wie sich die Temperatur zuletzt geändert hat. Messen die Thermostate zudem die Luftfeuchtigkeit, wird auch die hier angezeigt.
Smart Home Integration mit Homey Pro
Homey Pro bietet in der App eine volle Integration von Google Assistant und Amazon Alexa und ist auch mit Siri Shortcuts kompatibel. So steuerst Du via Sprachbefehl an einen der smarten Lautsprecher Geräte, die mit der Zentrale verbunden sind. Dafür gibt es allerdings für Homey Pro keine Google Home App. Stattdessen haben wir Google Nest-Lautsprecher über eine offizielle Chromecast App hinzugefügt.
Für Samsung SmartThings gibt es hingegen eine offizielle App, über die sich sogar mein Kühlschrank verknüpfen ließ. Dafür muss über SmartThings ein API Token erzeugt werden, der es dritten Apps erlaubt, auf die Geräte zuzugreifen. Leider hat SmartThings diese Tokens erst kürzlich auf eine Lebenszeit von 24 Stunden eingeschränkt, weshalb der Kühlschrank bereits einen Tag später nicht mehr über Homey zu erreichen ist. Eine einfache Lösung dafür konnten wir nicht finden. Hier liegt das Problem aber klar bei SmartThings, nicht bei Homey.
Homey Pro und Matter
Darüber hinaus spricht Homey Pro auch Matter und dient als Thread Border Router. Das heißt, Du verbindest Matter-fähige Geräte direkt mit Homey und brauchst keine weitere Zentrale. Für die Einrichtung wird lediglich der Matter-QR-Code gescannt. Alternativ kann für Matter-Geräte, die bereits mit einer Systemwelt wie Google Home oder Apple Home verbunden sind, ein Kopplungscode erzeugt werden, über den das Gerät in der Homey App gefunden wird.
Über das Pop-up-Menü, das automatisch auf dem Smartphone auftaucht, sobald ein neues Matter-Gerät erkannt wurde, lässt sich Homey aber bisher noch nicht auswählen. Das nimmt ein kleines bisschen vom Komfort, ist jedoch angesichts der sonst so simplen Einrichtung Kritik auf hohem Niveau.
Homey Bridge: Die günstigere Alternative zu Homey Pro
Die Homey Bridge ist quasi eine abgespeckte Variante vom Homey Pro. Thread und Matter werden hier nicht unterstützt und auf die Skriptfunktion und experimentelle Funktionen muss man hier verzichten. Ansonsten bietet aber auch die Bridge die breite Funktionalität der App und der vielen Funkstandards. Mit einer Einschränkung.

Die Homey Bridge macht nur mit Abo Sinn
Wer nur die Homey Bridge nutzt, braucht ein kostenpflichtiges Abo, um mehr als 5 Geräte steuern zu können. Für 2,99 Euro im Monat schaltet man die volle Funktionalität der Homey Cloud frei. Wer einen Homey Pro kauft, hat auch ohne Abo Zugriff auf alle Funktionen der App.
Homey Bridge als Signalverstärker
In Verbindung mit Homey Pro wird die Homey Bridge zum Signalverstärker und erhöht die Reichweite von Zigbee, Z-Wave, Bluetooth, WLAN, 433 MHz-Funk und Infrarot. Gerade letzteres kann eine praktische Erweiterung sein, wenn man mehrere Fernseher in unterschiedlichen Räumen über die App steuern will.
- Deine Smart Home Zentrale
- Anschließen, antippen und anfangen!
- Viele Smart-Home-Protokolle
- Über 1000 Marken
- Steuerung per Homey App oder Stimme
- Unbegrenzte Möglichkeiten mit Homey Premium
- Ab 5 Geräten kostenpflichtige Cloud nötig
Fazit
In meinem Haushalt hat Homey Pro während des Tests Google Home komplett abgelöst. Lediglich Google Assistant nutze ich noch gelegentlich für Sprachbefehle. Endlich lassen sich Geräte, Auslöser und Bedingungen frei miteinander verknüpfen. So viel Freiheit kennt man sonst nur von Home Assistant. Im Vergleich dazu ist Homey jedoch wesentlich einfacher einzurichten und zu bedienen. Und doch gibt es noch so viel zu entdecken. Gerade die Advanced Flows und die Skript-Funktion, die sich beide an Power-User richten, würden hier den Rahmen des Tests sprengen.
Homey Pro hält das Versprechen
Somit offenbart sich Homey Pro tatsächlich als eierlegende Wollmilchsau im Smart Home Bereich. Unabhängig davon, ob man schon mehrere Bridges unterschiedlicher Hersteller im Einsatz hat oder nicht, Die Alleskönner-Zentrale ist eine klare Empfehlung für alle, die ihr Smart Home aufs nächste Level heben wollen, sich das komplizierte Setup von Home Assistant aber noch nicht zutrauen. Wem der Preis eine zu hohe Einstiegshürde ist, kann auch erstmal mit der Homey Bridge anfangen und den kostenlosen Testzeitraum für das Abo nutzen. Wir sind aber davon überzeugt, dass Homey Pro für Smart Home-Enthusiasten die bessere Wahl ist.
- Einfache Installation ohne Fachkenntnisse
- Unterstützt alle gängigen Funkstandards
- Automatisiere Dein Zuhause mit Flows
- Alle Hersteller-Apps auf einem Gerät
- Sprachsteuerung mit Google Assistant, Alexa und Siri
- Intuitive Web- und App-Steuerung